Typischerweise sind wir mit unserem Waarschip 28ld zu zweit unterwegs (+ 2 Kinder); entsprechend sind alle Manöver so beschrieben, dass sie von zwei Leuten (“Helm” bezeichnet dabei die Person, die steuert; “Crew” bezeichnet die zweite Person, die insb. Segel trimmt, Fallen und Strecker bedient, Spibaum umsteckt…) ausgeführt werden können. Die Manöverbeschreibung passt grundsätzlich aber für jede klassische Segelyacht mit Backstagen.
Wenden
Vor jeder Wende überprüfen wir, dass alle Schoten klar laufen und bereiten vor – auch wenn das Schiff eigentlich immer klar zur Wende ist, hilft diese Routine uns auf die Wende vorzubereiten.
Vorbereitung der Wende
Helm prüft, dass alle Personen (insb. Kinder sicher sitzen, z.B. im Niedergang)
Crew bereitet den
Traveller (beidseitig festgestellt),
Backstagen (am neuen Backstag Klemmen dicht und Lose raus; beim alten Backstag den Feintrimm entspannen, damit später die Klemme leicht aufgeht) und
Genua/Fock-Schoten (Lose raus, keine Knoten) vor.
Crew setzt Groß-Schot in Klemme am Block mittschiffs fest (nicht mehr oben am Süll) und fiert dabei leicht.
Wende
Helm öffnet das alte Backstag;
Fährt in die Wende rein und zählt dabei an “3 – 2 – 1 – Jetzt im Wind”, damit auch Crew noch zusätzliche Infos hat, wo wir in der Wende stehen. Die Wende fahren wir “zügig”, aber insb. das Anluven in die Wende rein sollte nicht zu schnell passieren.
Crew nimmt parallel das neue Backstag “handwarm” dicht und die Fock/Genua-Schot soweit möglich von der Winsch. Die Sobald das Schiff im Wind ist kommt die Fock/Genua-Schot komplett los (keine Umdrehungen mehr auf der Winsch!) und Crew öffnet die (neue) Lee-Klemme vom Traveller. Danach nimmt Crew sofort die neue Fock/Genua-Schot in großen Zügen dicht, damit sie möglichst innerhalb des Seezauns bleibt.
Helm beendet die Wende, wenn der Windex wieder auf Amwind-Kurs ist.
Anfahren nach der Wende
Helm nimmt Traveller wieder nach Luv. Nimmt Groß dicht und Schot auf die Klemme am Süll.
Crew nimmt Fock/Genua dicht (passend zum Anfahren), setzt das Backstag voll durch und trimmt Fock/Genua nach; danach wieder alles Gewicht nach Luv!
Vorsegel wechseln
Unsere Vorsegel werden an Stagreitern gefahren. Wenn der Wind sich stark ändert, wechseln wir entsprechend die Segel. Wichtig ist, dass Crew gerade bei eher ruppiger See und hohen Wellen auf dem Vorschiff gut gesichert ist – das zusätzliche Gewicht vorne führt dazu, dass der Bug deutlich stärker in die Wellen eintaucht als sonst.
Vorbereitung
Crew holt das neue Vorsegel an Deck und bringt es aufs Vorschiff. Im nächsten Schritt schlägt Crew das neue Segel am Vorstag an – dazu nehmen lösen wir den untersten Stagreiter vom angeschlagenen Vorsegel, um mehr Platz am Vorstag zu bekommen.

Der Wind ist weg: Wir wechseln von der Genua 3 auf die Genua 1 – diese ist bereits am Vorstag angeschlagen damit wir sie nach der nächsten Wende setzen können.
Vorsegel wechseln
Crew bereitet das Fall im Cockpit vor und übergibt das Fall an Helm. Danach geht Crew zurück aufs Vorschiff und birgt das alte Vorsegel, löst die Stagreiter und bindet das Segel am Seezaun fest.
Im nächsten Schritt wird das Fall am neuen Segel angeschlagen und die Schoten am neuen Segel angebaut (Achtung: Nicht vergessen, die Schot durch den richtigen Holepunkt zu ziehen!). Crew kommt zurück, setzt das neue Vorsegel und trimmt es ein.
Danach kann das alte Vorsegel unter Deck gebracht werden – oder, wenn es nicht stört, lassen wir das alte Segel auch einfach am Seezaun angebunden. Falls wir nochmal wechseln müssen, sind wir dann schon klar.
Vorsegel-Wechsel in der Wende
Besonders gut klappt es, den Vorsegel-Wechsel mit einer Wende zu kombinieren. Crew bereitet alles vor und schlägt auch bereits die lose Schot am neuen Segel an – nach der Wende wird dann das neue Segel gesetzt und die zweite Schot angeschlagen. Angenehm für Crew ist, dass die Segel jeweils auf einer Seite “liegen” und nicht neben- und übereinander; so geht alles viel einfacher und schneller!
Groß-Segel reffen und ausreffen
Um das Groß-Segel reffen oder ausreffen zu können müssen wir am Wind sein; sonst ist zu viel Reibung und das Groß lässt sich nicht bewegen und (insb. beim Ausreffen) gibt es, wenn das Groß zuweit ausweht, getüdel mit den Backstagen – beim Setzen rutscht der Kopf vom Groß unter das Backstag und “dann haben wir den Salat!”
Reffen
Crew löst den Kicker und fiert das Groß etwas, bereitet das Großfall vor (über die Winsch, Klemme auf) und übergibt an Helm. Danach geht Crew an den Mast, zieht das Groß runter und hakt es im Reff-Haken ein (Helm fiert langsam, damit das Groß nicht zu weit sackt). Danach kann Crew zurück ins Cockpit, das Fall wieder ansetzen, die Reffleine durchsetzen und das Groß-Segel wieder eintrimmen.
Ausreffen
Wie beim Reffen bereitet Crew das Groß vor (Kicker und Schot lösen, Großfall vorbereiten und an Helm übergeben), öffnet die Reffleine(n) und geht dann zum Mast. Zunächst muss das Fall ein Stück gefiert werden, damit Crew das Groß aus dem Reff-Haken nehmen kann; danach kann Crew ins Cockpit kommen und das Groß setzen. Helm muss dabei möglichst hoch im Wind sein – so dass das Boot gerade noch mit der Fock/Genua fährt – damit das Groß nicht in die Backstagen weht. Ein möglicher Trick ist, das Backstag weit zu fieren, und dann hinter den Kopf des Groß-Segels zu “führen”; allerdings wärt diese Position selten lange – einfacher ist es, kurz in den Wind zu gehen.
Wenn wir vom 2. Reff ins 1. Reff gehen, dann öffnet Crew nur die Reffleine von Reff 2 und setzt das Groß-Fall am Mast durch (Helm holt nach), bis das Groß wieder am Mast im Reffhaken eingehakt ist. Danach kommt Crew ins Cockpit und setzt das Fall durch und trimmt das Segel ein.
Spinnaker setzen
Wir fahren gerne unter Spi! Das Schiff bewegt sich ruhiger im Wasser und ist schneller unterwegs – gut vorbereitet ist der Spi schnell gesetzt und fertig getrimmt. Wir bereiten das Manöver noch auf dem alten Kurs vor, fallen dann ab und setzen den Spi.
Vorbereitung zum Spi setzen
Crew setzt zunächst den Barberholer in Luv auf Höhe des Seezauns fest, der Barberholer in Lee wird aufgemacht. Danach bringt Crew den Spisack aufs Vorschiff, befestigt ihn am Seezaun und befestigt dann Schot und Achterholer an den Schothörnern und das Fall am Kopf des Spinnakers (Achtung: Aufpassen, dass das Fall frei läuft – häufig muss es zunächst ums Vorstag rumgeführt werden, damit es nicht “unter” dem Vorstag läuft).
Währenddessen nimmt Helm die Pinne zwischen die Beine und fährt den Spi aus beiden Händen – wie auf einer Jolle und unterstützt Crew dabei, den Spibaum anzutoppen (Spi-Schot vorher einpicken nicht vergessen!) und am Mast festzusetzen.
Sobald der Spibaum angetoppt ist, wird vorgefüttert. Bedeutet, dass Crew das Schothorn am Achterholer aus dem Sack zieht, während Helm den Achterholer zieht – solange bis das Schothorn fast am Vorstag ist.
Spi setzen
Crew kommt zurück ins Cockpit, öffnet Kicker, U-Liek und Cunningham vom Groß, fiert Backstag, Achterstag bis handwarm und fiert die Genua/Fock – Die Genua-Schot nimmt Crew dabei von der Winsch und setzt sie in einer Extra-Klemme fest; Helm fiert das Groß.
Dabei fällt Helm ab und sobald wir abgefallen sind zieht Crew den Spi zügig hoch (lange Züge machen!). Parallel holt Helm zunächst den Achterholer, damit der Spi ums Vorstag rumkommt und Wind bekommt und holt dann die Schot dicht.
Fahren und aufräumen
Sobald der Spi steht setzt Helm den Achterholer fest und fährt nur noch die Schot.
Jetzt geht es ans Aufräumen: Crew bereitet das Genua-Fall vor (einmal um die Winsch und Klemme auf), übergibt es an Helm , damit dann die Genua/Fock geborgen werden kann. Dafür muss Crew wieder aufs Vorschiff, um die Genau runterzuziehen und mit Gummibändern gegen das Hochrutschen zu sichern. Dann nimmt Crew den Spi-Sack zurück, hängt diesen im Niedergang auf und klariert die Fallen, damit wir jederzeit bereits sind den Spi zu bergen.
Halsen (unter Spi)
Vor der Halse überprüfen wir, dass alle Schoten klar laufen und bereiten vor – und wir fallen schon auf einen Kurs vor dem Wind ab, damit wir bei der Halse nur noch den Spi-Baum umstecken und das Groß Schiften müssen.
Vorbereitung der Halse
Helm prüft, dass alle Personen (insb. Kinder sicher sitzen, z.B. im Niedergang)
Crew setzt die Barberholer an den Spi-Schoten auf gleicher Höhe, knapp über dem Seezaun fest; geht dann aufs Vorschiff um den Spibaum umzustecken.
Durchführung der Halse
Es hilft das Boot vor der Halse leicht nach Luv zu trimmen, damit es von selber tief fährt und nicht so viel gesteuert werden muss.
Helm öffnet das Backstag, nimmt die Pinne zwischen die Beine und fährt den Spi aus beiden Händen – wie auf einer Jolle
Crew Löst den Spibaum am Mast und Schot, steckt ihn in die neue Schot ein und drückt den Spibaum nach vorne raus, um ihn wieder am Mast einzupicken. Dabei ist wichtig, dass der Spibaum unter der Genua/Fock-Schot geführt wird, damit nach dem Bergen des Spis (in Lee) das Schiff direkt wieder klar für eine Wende wäre (Schot läuft über Spibaum und verheddert sich nicht).
Sobald der Baum umgesteckt ist, kommt Crew wieder zurück ins Cockpit und bringt das Groß über (einfach in die Schot greifen und rüber bringen); setzt das neue Backstag handwarm fest, übernimmt die Spi-Schoten und trimmt den Spi auf den neuen Kurs.
Spinnaker bergen (in Lee)
Zum bergen des Spinnakers fallen wir nochmal etwas ab, damit wir den Spi gut und ohne Druck hinter dem Großsegel bergen können. Beim bergen in Lee müssen wir aber nicht extrem tief fahren, sondern können im Zweifel auch bei spitzeren Wind den Spi gut bergen.
Vorbereitung zum Spi bergen (in Lee)
Als erstes setzt Crew die Genua/Fock. Das bringt Stabilität, sobald der Spi weg ist und verhindert, dass sich der Spi (sollte doch etwas schiefgehen) im Vorstag verwickelt. Außerdem setzt Crew die Strecker vom Groß handwarm durch (Unterliek und Cunningham) und überprüft noch einmal, dass das Spi-Fall frei läuft. Helm fährt in der Zwischenzeit den Spi.
Sobald alles vorbereitet ist, geht das eigentliche Manöver los.
Spi bergen
Crew setzt die Spi-Schot in der Klemme fest, legt das Spi-Fall ein- bis zweimal um die Winsch und öffnet die Klemme; danach übergibt Crew das Spi-Fall an Helm, damit im Manöver gefiert werden kann.
Im nächsten Schritt greift Crew in die Spi-Schot (vor dem Barberholer, ganz wichtig! Sonst kann Crew den Spi nicht zu sich ziehen, sondern wird vom Barberholer behindert) und gibt Helm das Signal zum bergen. Helm fällt nochmal leicht ab und wirft den Achterholer los (ganz runter von der Winsch).
Crew holt sich den Spi an der Schot und am Unterliek zum Niedergang, mindestens bis zur Mitte des Spi. Sobald Crew den Spi zusammenhat, kann Crew anfangen den Spi in den Spi-Sack im Niedergang zu stopfen (große, lange Bewegungen; kein “hamstern”!). Helm fiert das Fall entsprechend auf: Gerne erst mal zügig, dadurch geht der Druck komplett aus dem Spi raus und Crew kann diesen leicht einpacken. Später dann Fall mitfieren, je nachdem wie weit Crew ist.
Aufräumen und neuer Kurs
Nach dem bergen trimmen wir das Schiff auf den neuen Kurs ein. Danach muss Crew nochmal aufs Vorschiff um den Spi-Baum wegzupacken (Topnant fiert Helm). Abschließen werden noch die Schoten und Fall vom Spi von Crew abgeschlagen und an der Seereling eingepickt, damit sie für das nächste setzen direkt klar sind. Spi wird unter Deck wieder verstaut.